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Archiv der Kategorie ‘Glaube und Religion‘

22. März 2009 21:56:06

… sexuell demoralisiert: Der Papst in Afrika

Die Haltung der katholischen Kirche, die den Einsatz von Kondomen zum Schutz vor AIDS nur aus der Perspektive der ungöttlichen Empfängnisverhütung sehen kann, ist mit einem humanistischen Blick auf die Welt kaum nachzuvollziehen. Auch wenn es für Humanisten nichts Neues ist, dass sie das Handeln der Kirche als irreales Herumgeistern erleben, stellen sich doch allen denkenden Menschen folgende Fragen:

Warum ist es kein Anliegen der Kirche, das mutmaßlich göttliche Werk in Form von lebenden Menschen, mit dem nachweislich wirksamsten Mittel, vor grassierenden und unter afrikanischen Bedingungen recht schnell zum tödlichen Ziel führenden Krankheiten zu schützen? Warum ist ihr die ungehinderte biologische Reproduktion menschlichen Lebens, egal unter welchen Vorzeichen, planmäßige Vergewaltigung als Form der Kriegsführung eingeschlossen, wichtiger?

Meine These leitet sich von der harmonischen Integration des Leids in das Prinzip Göttlichkeit ab. Die erste Enzyklika Benedikts XVI spannt die Richtschnur. Kirchliche Organisationen sind dementsprechend auch gerade dort sehr präsent, wo das Leid vermehrt auftritt. Die Karitas, die pflegende und hingebende Liebe, wird hier zur Maxime, um die Menschen ihrer wesentlichen Bestimmung zu überführen: Dem Leben nach dem Tod. Der Christ strebt liebend in den Tod, vielleicht sogar liebt er den Tod, da sich hier die Erlösung vom Weltlichen vollzieht.

Mir kommt die Haltung des Papstes vor, wie … Weiterlesen

 

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11. Januar 2009 19:15:16

… in Pos verguckt: Jürgen Wolf bei Jarmuschek+Partner in der Halle am Wasser

Szenen der Performance, Jürgen Wolf bei Jarmuschek+Partner

Liest man den Titel der Ausstellung „Bäuchlings wie der Hund verzückt an der Leiter blickt hinauf in die Achsel der Gehilfin“ kann man sich schon eine ganz gute Vorstellung bilden, wie es im performativ bespielten Raum bei der Vernissage zuging:
Die Gehilfin hockt, mit einem Gewehr bewaffnet, im Hochstand auf einer Kühlbox und observiert das Fußvolk mit ihrem Feldstecher. Erblickt sie ein Opfer, zielt sie genau, knallt einen reizenden Fangschuss ins Gewühl. Der bereits erlegte Künstler erlag ihr längst – an eine Leiter gefesselt. Er kriecht in hündischer Abhängigkeit zur Gehilfin bäuchlings durch die Niederungen des Kunstschaffens, unmöglich die Leiter zu nutzen, um zu ihr empor zu steigen. Lieber bleibt er unten, schaut ihr auf den Hintern, … Weiterlesen

 

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19. November 2008 02:31:21

… Treffpunkt Spinatsee: Nice to meet you hat einen Gewinner

Der Multimediawettbewerb „Nice to meet you“, bei dem VideoClips als „Kulturelle Kollissionen in 100 Sekunden“ Länge eingereicht werden konnte wurde von radiomultikulti vom Rundfunk Berlin-Brandenburg und dem Haus der Kulturen der Welt in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Jahr des interkulturellen Dialogs und dem rbb Fernsehen veranstaltet. Gestern Abend wurden im Haus der Kulturen der Welt die Gewinner bekannt gegeben und das Ergebnis bringt wirklich Spaß, jenseits der befürchteten Betroffenheitskultur.

Platz 1 klärt auf, was hinter dem Wort „Spinatsee“ steckt. Ein wunderbar überdrehtes Filmchen.

Der Film hat für mich eine sehr persönliche Komponente, denn vor über zehn Jahren geriet ich mal nachts in Konflikt mit ein paar Nazis auf dem Bahnhof von Dessau. Der Anführer sagte irgendwas zu mir, von dem ich bis heute nicht die leiseste Ahnung habe, was es war, denn ich verstand das, was er für deutsche Aussprache hielt, nicht mal ansatzweise. Vom Tonfall her nahm ich zwar gleich an, dass er was gegen mich hatte, doch auch nach zweimaligem Nachfragen konnte ich nicht erkennen, um was es in der Situation ging. Leider hatten die fünf Jungs dann keine Lust mehr, sich verbal verständlich zu machen und so sprachen sie mit geballten Fäusten. Da erscheint die Lösungsstrategie der drei Mädels im Film zumindest für den Moment angebrachter.

Auch unter den anderen Nominierten finden sich ein paar Perlen.

Gratuliere!

 

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18. November 2008 01:30:00

… mitgenommen: Waltz with Bashir erzählt in knallharten Traumbildern

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Der Film „Waltz with Bashir“ macht zwei neue Türen auf. Ästhetisch wie thematisch. Die ästhetische Neuigkeit ist die Idee, dokumentarische Inhalte, insbesondere Interviews, durch die Transformation in einen Animationsfilm gleichsam zu verfremden, wie auf das Wesentliche zu konzentrieren. Im Prinzip ist alles wie bei einem gewohnlichen Augenzeugenberich, wie man ihn bei jeder „History“-Sendung im doppelten Dutzend sieht (oder sehen muss). Ein Mensch bekommt knappe Fragen gestellt und erzählt von den Geschehnissen nach seiner Erinnerung. Über die animierte Künstlichkeit des expressionistischen Bildes bekommt der Originalton aber eine Wucht, die einen, im Gegensatz zu normalen Interview, heftig aus den sich wiederholenden Kreisbahnen des täglichen Lebens schleudert. Plötzlich fliegt einem die massenhaft persönliche Dimension eines Konfliktes um die Ohren, den man seit Jahrzehnten permanent beim Blick durch die Nachrichten übersieht. Seit ich lebe, kenne ich … Weiterlesen

 

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10. November 2008 15:52:39

… nachdenklich: Zusammenspiel der kulturindustiellen Interessen vs. Selbstermächtigung

 Jeff Koons: Balloon Dog Red
Jeff Koons: Balloon Dog Red. Zu sehen in der Neuen Nationalgalerie

Apropos Gerwald Rockenschaub: Irgendwie hat dieser Mann kein Gefühl dafür, wann ein Werk gelungen ist und wann nicht. Ich habe wirklich wunderbare, Rauminstallationen von ihm gesehen, aber ebenso kann man bei ihm über so etwas wie diese drei Flash-Animationen stolpern, die er für die Website des Axel-Springer Konzerns gemacht hat. Die erreichen nicht einmal Erstsemester-Qualität und Rockenschaub scheint einfach keine Kriterien zu haben, wie er mit einem zeitbasierten Medium umgehen kann. Als international erfolgreicher Künstler hat man das wohl auch nicht mehr nötig, da dem Kunstmarkt selbst, ebenso wie der Arbeit der Künstler, keine mit einer künstlerischen Qualität verbundene Wertmatrix zugrunde liegt, sondern nur das befeuern des Starsystems.

Das Star-System ist so zum gegenwärtigen Fixpunkt der Welterklärung geworden. Ein Star scheint aus sich selbst heraus Licht (=Wert/Qualität) zu schaffen, doch tatsächlich erarbeitet sich der zum Star gewordene Künstler, die dafür notwendige Energie nicht selbst – es ist eben kein selbstleuchtender Stern –, sondern all die … Weiterlesen

 

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