11. Januar 2009 19:15:16
… in Pos verguckt: Jürgen Wolf bei Jarmuschek+Partner in der Halle am Wasser
Liest man den Titel der Ausstellung „Bäuchlings wie der Hund verzückt an der Leiter blickt hinauf in die Achsel der Gehilfin“ kann man sich schon eine ganz gute Vorstellung bilden, wie es im performativ bespielten Raum bei der Vernissage zuging:
Die Gehilfin hockt, mit einem Gewehr bewaffnet, im Hochstand auf einer Kühlbox und observiert das Fußvolk mit ihrem Feldstecher. Erblickt sie ein Opfer, zielt sie genau, knallt einen reizenden Fangschuss ins Gewühl. Der bereits erlegte Künstler erlag ihr längst – an eine Leiter gefesselt. Er kriecht in hündischer Abhängigkeit zur Gehilfin bäuchlings durch die Niederungen des Kunstschaffens, unmöglich die Leiter zu nutzen, um zu ihr empor zu steigen. Lieber bleibt er unten, schaut ihr auf den Hintern, … leckt an Salz und Wasser, schnüffelt umher, sucht den besten Blick.
Jürgen Wolfs Bilder geben den Blick eines obsessiven Pofreundes frei. Er sagt: „Die bloße Neigung bei mir, sich nackte Hintern, vor allen Dingen von Damen, anzusehen, entspringt einem nimmer versiegenden Quell großer Freude. Wollte ich dieser Quelle auf den Grund gehen, liefe ich Gefahr, sie bei der Grabung zu verschmutzen oder ganz zu verschütten.“ „Auf einer niedrigen Stufe kann man über sich in vielen Kategorien urteilen, aber auf einer erhöhten Stufe blickt man auf die Regeln der Vernunft hinab und hebt den Blick zu Erhabenen. Wer die Schönheit eines Pos mit ruhigen und festen Blicken ansieht, ist erlöst. Renoir sagt, wer einen Frauenhintern gut malen kann, ist schon gerettet. Ich sage nichts und jubiliere bei der Vorfreude, bald einen schönen Frauenhintern zu sehen.“
Die textliche Reduzierung auf die Pofixierung ist natürlich dem Umstand geschuldet, dass man mit solch einem Thema Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann. In den Bildern und auch in der Performance steckt viel mehr: Der Mut eines ehemaligen katholischen Theologiestudenten, sich mit seinen Fetischen zu veröffentlichen, das zu lieben, was andere vielleicht als Schuld ansehen. Das irdische im Menschlichen zu leben. Und diese emotionale Klärung absolviert er in technischer Meisterleistung.
Zu sehen bis zum 21.02.2009.
Jarmuschek+Partner, Invalidenstrasse 50/51, Halle am Wasser, 10557 Berlin
Am 12. Januar 2009 um 21:03 Uhr
poselig oder armselig das ist hier keine frage.
Am 12. Januar 2009 um 21:05 Uhr
po-seelig!