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6. Dezember 2011 21:47:15

… Kaleidoskop des Lebens: „The Family of Man“

Gruppenbildnisse sind insofern etwas besonderes in der Malerei, da sie meist nach Auftrag entstanden und oft Repräsentationszwecken dienen sollten. Die Gemälde geben etwas vom sozialen Status der Dargestellten preis, sind aber auch Hinweis auf die Stellung des Malers und seines Verhältnisses zum Auftraggeber. Manchmal ist jedoch noch mehr zu sehen: So ist RembrandtsDie Anatomie des Dr. Tulp“ eines der interessantesten Gruppendarstellungen in der Malerei überhaupt, denn selten wird der Mensch so anschaulich wie hier zwischen Erkenntnis und Endlichkeit gezeigt. Ein anderes, ebenfalls bekanntes Gruppenbildnis stellt Goyas  – Die Familie Karls des IV“ dar. Der spanische Maler erfasste mit dem Bild offenbar nicht nur den Geschmack, sondern sogar das Wesen dieser damals Mächtigen. Goya hat weder das Imponiergehabe des Königspaares, noch, im besonderen, das Misstrauen, die Eitelkeit, ja Hässlichkeit auf dem Antlitz der Königin und das Kaulquappengesicht des Königs unterschlagen, so dass man sich fragt, wie er mit diesem Gemälde überhaupt die Akzeptanz seiner Auftraggeber erlangen konnte.

Bei Gruppenfotos geht es zunächst einmal um einen Moment, der aber auch wesentliches offenbaren kann. Zwei Beispiele: Das Foto (S. 109) von Arthur Witmann, einem US-amerikanischen Fotografen, zeigt eine Gruppe Menschen in einer offensichtlich unterhaltsamen Veranstaltung. Es bereitet große Freude, auf dieses lebensbejahende Bild zu blicken. Ein zweites Foto sei hier genannt: Vito Fiorenza hat vermutlich (S. 56) eine sizilianische Landarbeiterfamilie abgebildet – zwei Erwachsene und vier Kinder. Die Gesichter des Mannes und der Frau spiegeln große Wahrhaftigkeit und Offenheit wieder, in der Bescheidenheit und zugleich Zuversicht deutlich werden, obwohl die ebenfalls fotografierte Zimmereinrichtung auf ein eher einfaches, karges Leben schließen lässt. Diese Abbildungen und 500 weitere von berühmten, aber auch von weniger bekannten, Fotografen wurden aus tausenden weltweit ausgewählt und in die einmalige Sammlung von Edward Steichen aufgenommen, die er 1955 für eine Ausstellung im The Museum of Modern Art, New York, zusammenstellte. Die Exposition ging danach auf Reisen und ist seit 1994 als Dauerausstellung im Schloss Clervaux (Luxemburg) zu sehen.

Diese Fotos sind aber auch als Bildband (obige Seitenangaben beziehen sich darauf) „The Family of Man“ (zwölfter Nachdruck 2010) erhältlich. Es ist ein großartiges Buch, als Geschenk eine bleibende Erinnerung und seinen Preis von 18,00 € allemal wert! Vielleicht noch erhältlich in der Buchhandlung im Martin-Gropius-Bau bzw. auf Bestellung.

 

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