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17. Mai 2011 21:02:39

… lautstark: Blau Weiss Berolina und andere Verdächtige

Kürzlich las ich an einer Haustür am Koppenplatz: „Sehr geehrte Anwohner, am Sonntag, den 15.05.2011 spielen wir in der Zeit von 14.00-16.00 gegen den FC Nordost. Es ist ein Spitzenspiel und dieses Spiel entscheidet final über den Aufstieg in die Landesliga. Die Mannschaft ihre(s) Kiezes ist Tabellenführer und würde mit einem Sieg in die Landesliga aufsteigen. Das wäre der größte Erfolg in der 62-jährigen Vereinsgeschichte! Wir rechnen mit 400-500 Zuschauern und es kann folglich etwas lauter, als bisher gewohnt, werden. Wir bitten schon heute um Verständnis …“

Sehr rücksichtsvoll, Blau Weiss. Aber Sapperlot und Donnerlittchen, wo leben wir denn?! Wo, wenn nicht bei einem Fußballspiel, kann auch mal gebrüllt und voller Leidenschaft auf die Pauke gehauen werden. Berlin ist eine Großstadt und wer hier die sonntagnachmittägliche Friedhofsruhe eines Dorfes oder einer Kleinstadt sucht, muss sich in der Adresse geirrt haben. Außerdem ist Mitte eben nicht Marienfelde oder eine Villenkolonie am Wannsee. Für Immobilienscouts und andere Ermittler hier eine kleine Liste der üblichen, bekannten Geräuschverdächtigen, die ggfs. zu verhaften oder wenigstens zu verklagen sind: Durch Kurven quietschende Straßenbahnen. Von Ampel zu Ampel jagende, wolfsrudelähnliche Autopulks. Große und kleine Touristengruppen – mit oder ohne Alkoholspiegel – per pedes oder Rad. Eingezäunte Baustellen, die dennoch öffentliche Konzerte im Rammen, Kranen, Baggern oder Gerüstbauen veranstalten. Orangefarbene Müllkutscher, die durch Hauseinfahrten poltern. Dröhnendes oder (je nach Entfernung) schnurrendes S-Bahn-Klackern. Flugzeugbrummen, welches vom Himmel über Tegel nach Mitte tönt. Aufheulende Krankentransporte – auf dem Weg zur Charite – die Häuserschluchten für die Schallverstärkung nutzend. Lautsprecherbewehrte Demonstranten, die vor der FDP oder dem Weltuntergang warnen. Ein Led Zeppelin-Fan, der seine Nebenstraße selbstlos am „Immigrant Song“ teilhaben lässt. Liebende oder streitende Geschlechter. All das ergibt eine veritable Geräuschkulisse, die erst am Sonnabend morgen erlischt. Aber dann beginnt das Wochenende und da ist schließlich Fußball!

Übrigens: SV Blau Weiss Berolina Mitte 49 e.V. gegen FC Nordost – 1:0. Gratulation zum Aufstieg!

 

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16. Mai 2011 11:59:03

… gemischtsprachig: Schlecker mit dem neuen Claim an vorderster front der Kulturvernichtung.

schlecker

Natürlich ist die Erfindung eines Claims immer ein Spiel mit extremen Verkürzungen, assozierten Aufladungen und sprachlichen Doppeldeutigkeiten, das manchmal lustige Ergebnisse erzeugt. Nun haben sich die Schlecker-Drogeriemärkte an einem neuen Logo samt neuem Werbespruch versucht und herausgekommen ist: „For you. Vor Ort.“ Was soll man dazu sagen?

Es sind jedenfalls die zwei schlimmsten Textermoden der letzten Jahre vereint:
1) english if you can.
2) So viele Satzzeichen wie möglich.

Die HORIZONT hat den Marketingchef Volker Schurr gefragt was das soll:

Schlecker führt mit „For You. Vor Ort“ erstmals einen Claim ein. Fürchten Sie nicht, dass dieser Mix aus Deutsche und Englisch die Leute verwirrt? Der Claim soll mit einem Augenzwinkern vermitteln, was Schlecker ist: Der sympathische Nahversorger. Nein, mit Verwirrung rechnen wir nicht. Der Claim polarisiert, keine Frage. Das soll er aber ganz bewusst. Wir wollten keinen glattgelutschten, „geföhnten“ Claim. Wir haben verschiedene Claims getestet und dieser hat mit Abstand am besten abgeschnitten.

Dagegen hat die selbe HORIZONT ihre Online-Leser befragt und dabei kam heraus, dass 77 % den Claim „furchtbar“ finden.

Ich gehöre in diesem Fall zur Mehrheit.

 

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16. Mai 2011 11:20:15

… wo der Müll singt: Das Park Sound Project soll unsere Parks schöner machen

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Sie stehen einfach so am Wegesrand, wie kleine orangene Männchen mit breiten Mäulern, die zeitlebens beharrlich versuchen, den ihnen anvertrauten Müll aufzunehmen, auch wenn ihr Fassungsvermögen fast jedes Wochenende über die Maßen belastet wird. Über Nacht aber bekamen ein paar von ihnen im Schnelledurchlauf neue Kleider und eine Gesangsausbildung, wodurch sich ihr Arbeitsalltag ab heute nun deutlich verändert. Den Einwurf von jeglichen Materials müssen die nun grün gewordenen Männchen mit dem Trällern einer fröhlichen Melodie quittieren. Aus den Müllschluckern wurden Sängerknaben. Das ist das Park Sound Project.

Technisch gesprochen hört sich das so an: Es funktioniert mit Solarstrom. Ähnlich wie bei einem Parkscheinautomaten ist oben auf dem Mülleimer ein Solar-Panel. Die Abspielautomatik wird durch einen Wärmesensor ausgelöst, welcher leichte Veränderung der Temperatur wahrnimmt. Bei den Mülleimern ist das die Hand des Einwerfenden. Im Grunde genommen das gleiche Prinzip wie der Sensor einer Haustürbeleuchtung. Wenn Die Mülleimer voll sind, verändert sich die Temperatur nicht mehr, also erklingt keine Musik bis der Eimer wieder geleert wurde.

Bei meinem morgendlichen Hundespaziergang durch den Görli sah ich zwei grüne und 15 orangene Mülleimer. Die Musiker unter den Abfallbehältnissen stehen in der Nähe der Eingänge, so dass möglichst viele Menschen an ihnen passieren. D.h. die Aktion dürfte tatsächlich vielen Menschen auffallen, doch sind die Eingänge nun gerade die Orte, an denen die wenigsten Menschen etwas wegzuschmeißen haben. Erfahrungsgemäß quellen die Mülleinmer im Inneren des Parks nach den Wochenenden über und versinken in einem stinkenden Berg von Grillabfall, der ab Montag von den Krähen langsam abgetragen wird, bis dann irgendwann die Müllabfuhr kommt, um die Reste einzusammeln.

Das Park Sound Project möchte die Botschaft geben: „Lasst uns abfallfreie Flächen hinterlassen, denn auch morgen sitzt, singt oder spielt hier niemand gern im Müll.“Diese Botschaft ist sicher unterstützenswert, doch habe ich das Gefühl, dass es die Abfallsituation im Görli und im Mauerpark noch viel mehr entlasten würde, wenn man mehr und vor allem andere Abfallcontainer aufstellen würde. Wer die Mengen schon mal gesehen hat, die nach einem heftigem Grill-Wochenende im Park liegen, weiß, dass da nicht nur mehr kleine Eimer her müssen, sondern dass ganz andere Müllkonzepte erdacht werden müssen. Ich glaube mit zusätzlichen größeren Containern (getrennt nach Müllsorten, und einem extra Container für die oft noch heiße Kohle, um die regelmäßigen Müllbrände zu vermeiden) wäre dem Park mehr geholfen. Was nach einer Win-Win-Situation aussieht (für Parkbetreiber und Musiker), ist vielleicht doch leider eine letzlich wirkungslose Imagekampagne, wenn nicht gar eine akustische Lärmbelästigung.

Nachtrag (am 31.5.2011):

muellschutz
Leider glaube ich nicht an einen all zu großen Einfluss, des hier Niedergeschriebenen auf die Welt außerhalb des Blogs, doch oh Wunder, wenige Tage nach dem Post erschien im Park eine neuartige Form von Müllbehältnis. Oben mit Krähenschutzklappe, ansonsten ganz aus verzinktem Gitter. Das entspricht fast genau meiner Empfehlung! Diese Form von Müllbehältnis sollte flächendeckend und in verschiedenen Farben zum Sortieren des Mülls (vorallem in Asche und Restmüll) aufgestellt werden. Weiter so!

 

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12. Mai 2011 13:56:33

… anti: Touristen und Kreuzberg

Berlin does not love you

Mit dem Einspieler „Wir müssen draußen bleiben“ wurde in den ARD-Tagesthemen mit leicht ironischem Unterton berichtet, wie wenig begeistert alt eingesessene Kreuzberger, die ja ihrerseits auch alles nur Wahlberliner sind, auf Touristen aus aller Herren Länder reagieren. „Berlin does not love you“ schallt es von kreisrunden Aufklebern, die in übler Absicht arglosen Touristen auflauern, um ihnen hinterrtücks mit ausgrenzender Ablehnung entgegenzuschlagen, so im Beitrag zu hören.

Tatsächlich gibt es eine nicht ganz unbegründete ablehnende Unterströmung, gegen die absolute Tourismusvermarktung der Berliner Kieze, wobei deutlich zu sagen ist, dass sich diese Haltung eher gegen die hiesigen Profiteure, als gegen die Touristen selbst richtet. Denn es ist nicht zu leugnen, dass sich einzelne Stadträume wie z.B. der Wrangelkiez in wenigen Jahren extrem verändert haben, natürlich nicht nur zu deren Ungunsten, wobei aber der unangenehme Nebeneffekt auftritt, dass die Mieten in den Kiezen extrem rasch ansteigen. So entsteht ein Verdrängungsprozess, der das typische Kiezleben, das ja gerade für Touristen so attraktiv sein soll, in wenigen Jahren zum absterben bringt, und gegen Billig-Restaurants global-einheitlicher Ausprägung ersetzt.

Und an dieser Stelle beginnt dann doch die Touristen-Schelte, denn es ist festzustellen, dass vielen Besuchern der lokale Bezug der touristischen Attraktionen vollkommen egal ist. Viele wollen einfach nur Spaß haben, andere Touristen treffen, sich die Birne zusaufen, Burger fressen und dabei schlechte Musik hören – „international style“ zu lokalen Tiefstpreisen. Es scheint das ausgemachte Ziel dieser jungen internationalen Fun Communiy zu sein, die Berliner Innenstadt flächendeckend mit Scherben zu überziehen (scheiß auf die lokale Sitte der Pfandflasche), nachts laut und grundlos herumzugröhlen (Kreuzberger haben für ihre öffentlichen Äußerungen hingegen meist ernste Anliegen), alles abzufotografieren (wo wir doch extra unsere Häuder bei Google-Maps haben verpixeln lassen) und in die Grünflächen zu kotzen (Berliner betreten erfahrungsgemäß die innenstädtischen Grünflächen ohnehin nur widerwillig, von daher ist dieses Detail noch am wenigsten störend).

Also: Was wir wollen sind Flugpreise, die die echten Kosten dieser Technologie widerspiegeln und damit so teuer werden, das nur noch berechtigte Anliegen einen internationalen Flug rechtfertigen, so dass dann die Touristen zu uns kommen, die wir Kreuzberger sehr gerne bei uns empfangen, bewirten und mit denen wir gerne feiern.

scherben

Dazu die kleine Presseschau:
TagesspiegelSpiegelFocus

 

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12. Mai 2011 12:50:35

… sizilianisch: Etta Scollo im Tipi und auf neuer CD

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Es ist ein bisschen wie auf der Piazza in Sciacca oder Siracusa nach Einbruch der blauen Dunkelheit: Eine kleine Insulanerin mit rauher Stimme singt, röhrt und schreit ihre Gefühle in die Nacht, während sich die Sterne zur Illustration in immer neuen Bildern formieren. Es geht natürlich um Liebe, Liebe, die meistens ziemlich kompliziert, aber immer hoch emotional ist. Etta Scollo tourt mit ihrer neuen CD „cuore senza“ im Gepäck (Erscheinen Ende Mai) durch Deutschland und entführt die Zuhörer nach Arcadien, in ein Land der alten Poeme, die sie neu vertont hat. Mal klingt sie nach weiblichem Tom Waits, mal knistert ein bisschen kitschig der Schmelz in ihrer Stimme, mal hört man die rockige Gianna Nanini – absolut italienisch eben. Und wem das alles nicht genug ist – vaffanculo!

Gesehen im Tipi

 

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11. Mai 2011 20:01:11

… Vater mit Sohn: Don Burghart

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Junger Mann (Karl) liebt junge Frau (Elisabeth) und so schön auch umgekehrt. Aber es ist Karls Vater (Philipp), seinen Sohn verachtend und ihm nichts zutrauend, der sich Elisabeth zur Ehefrau nimmt. Diese erwartet alsbald ein Kind – nicht von Philipp, der keine Chancen bei der jungen Frau hat und sich deshalb eine Geliebte zuführen lässt. Die wiederum hat – richtig – ein Auge auf den schmucken Karl geworfen, der aber nur seiner Elisabeth gehört. Der junge Mann, mutig, entwicklungsfähig, freiheitsliebend und politisch netzwerkend, wie auch sein Freund (Posa), sehnen sich aber auch nach mehr Gerechtigkeit und einem besseren Land. Das bleibt dem mächtigen Vater, der seine Schnüffler überall hat, nicht lange verborgen. Als Philipp dann noch erfährt bzw. ahnt, dass er nicht der Vater von Elisabeths Kind sein kann, schlägt der Despot zu. Karl entgeht der Verhaftung und sofortigen Erschießung nur, weil sich Freund Posa für ihn opfert. Philipp schwankt noch, wie er mit Karl verfahren soll, wird aber dann durch seinen Charakter und Kräfte, die noch mächtiger erscheinen als er, zum Mörder seines Sohnes.

James Ellroy? Henning Mankell? Jussi Adler-Olsen?

Nein, der Autor heißt Friedrich Schiller – hier und heute mit „Don Carlos“ (nicht Don Karlos) seit vielen Monaten im Spielplan des Staatsschauspiels Dresden vertreten. Das Lob über diese gelungene und moderne Aufführung, die ich mir im September 2010 dort ansah, reichte durch den deutschen Blätterwald. Ich erwähne deshalb nur, was mir besonders gefiel: König Philipp von Spanien – gespielt von Burghart Klaußner! Er zeigt das Machtgebaren, Misstrauen, die Angst und Zerrissenheit eines (in diesem Fall emporgehobenen) Menschen auf großartige Weise. Die Inszenierung wurde – wie erfreulich – zum Berliner Theatertreffen 2011 eingeladen und ist am 12. und 13. Mai im Haus der Berliner Festspiele zu sehen.

 

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8. Mai 2011 23:29:58

… Berliner Kleinod 1: Britzer Garten

Der Britzer Garten, 1978-85 gr0ßzügig angelegt und an Berlins grüner, südlicher Flanke gelegen, zeigt sich in diesen Tagen von seiner freundlichsten Seite, die sich vor allem dadurch auszeichnet, dass neben den anderen Farben, das Grün die Herrschaft über dieses hügelige Wiesenmeer, das ergänzt wird von kleinen, durch Menschenhand erschaffenen Seen – die u.a. von großen Amurkarpfen bevölkert werden – übernommen hat; ein Gelände auf dem Hügel, Blumenbeete – in denen fast verblühte Tulpen, Vergissmeinnicht, Stiefmütterchen und Gänseblümchen einträchtig und ungeordnet beieinander stehen – Kinderspielplätze, Bänke an stark frequentierten Wegen, aber auch in lauschigen, stillen Ecken, in denen Einzelne oder Paare versunken vor sich hin lesen oder einander zuwenden, Holzbrücken der sonderbarsten Konstruktion, darunter die „rhizomatische“ Hauptbrücke, beschnittene Hecken und Sträucher, die Plätze umsäumen, auf denen phantasie- und geheimnisvolle Brunnenskulpturen installiert wurden, Spielplätze und Planschbecken, wobei man in einem der letzteren eine archimedische Schraube – Arbeitsinstrument aus uralter Zeit – für Kinder zur Benutzung gebaut hat und locker -zwischendrin viele Bäume – gestaltet wurde; wo neben zahlreichem Volk in den unterschiedlichsten Sprachen der Großstadt Berlin, Familien, alte Menschen im Rollstuhl, auch alle anderen communities dieser Stadt zu ihrem Recht kommen – mit Ausnahme der Radler, Grillfreunde und Sonntags auch der Skater, die nicht auf das Gelände dürfen – und unterwegs sind, gelegentlich eine Pause an einem der zahlreichen Kioske einlegend, um z.B. Rixdorfer Fassbrause – die in Bad Liebenwerda produziert wird – zu konsumieren, mit der Parkeisenbahn fahrend oder an jenem, in Südlage gelegenen, Hang vorbeizuschlendern, auf dem Rebstöcke der bekannteren Sorten (u.a. Dornfelder) und der eher nicht so bekannten (u.a. Blauer Affenthaler) zum Experiment angebaut werden und wo die Besucher schließlich, ohne alles gesehen oder gar kennengelernt zu haben, das 90 Hektar große Gelände mit der Erkenntnis wieder verlassen, dass hier etwas Einmaliges und Wunderbares für Berlin und darüber hinaus erschaffen wurde. Eintritt: z.Zt. drei Euro. Jahreskarte: 20 Euro.

 

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5. Mai 2011 21:49:32

… dramatisch: „Mütter und Töchter“

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Im Kinosaal der Kulturbrauerei saßen gestern abend genau 21 Zuschauer um sich den Film „Mütter und Töchter“ (Mother and Child, 2009) von Rodrigo Garcia anzusehen. Der Film ist dramatisch und – wen wundert’s bei den Amerikanern – auch kräftig melodramatisch. Worum geht es?

Karen (Annette Bening), mit 14 Jahren Mutter geworden und aus diesem Grund ihr Kind sofort zur Adoption freigebend, leidet ihr ganzes Leben unter diesem Schritt. Sie versucht ihre Schuldgefühle durch die Pflege der eigenen Mutter im Haus, aber auch durch überaus korrekte, strenge Arbeit als Physiotherapeutin in einem Krankenhaus zu kompensieren. Dabei stösst sie auch einen Kollegen, der sich ihr in Sympathie nähern will, anfangs rigoros vor den Kopf. Elizabeth (Naomi Watts), eben jenes zur Adoption gegebene Kind, lernen wir im Film als inzwischen erfolgreiche, taffe Anwältin kennen, die sowohl ihr Privatleben als auch ihre berufliche Karriere mit Energie und betongleichem Selbstbewusstsein steuert. Sie scheut nicht davor zurück, auch ihre Männer wie Freiwild zu behandeln und verschont dabei auch den Boss ihrer Kanzlei (Samuel L. Jackson) nicht. Lucy (Kerry Washington), voller Sehnsucht nach einem Kind, was sie selbst nicht bekommen kann, strebt mit ihrem Mann eine Adoption an – die aber trotz großen Einsatzes misslingt, weil es sich die leibliche Mutter im letzten Moment anders überlegt – trennt sich dann aber von ihrem Ehemann, nachdem dieser letztlich ein fremdes Kind ablehnt. Zwischen diesen drei starken Frauen entwickelt sich ein dramatisches Verhältnis, welches durch den Wunsch nach einem Wiedersehen, nach einem Kind und verstärkt durch Geschehnisse, die wahrlich nicht jeden Tag passieren, schließlich in die Katastrophe führt, aber auch eine überraschende Lösung erbringt.

Annette Bening und Naomi Watts bieten schauspielerische Leistungen der Spitzenklasse, die durch gute Kameraarbeit und zurückhaltende Musik noch befördert wird. Was an diesem Streifen zu bemängeln ist: Wie in manch einem amerikanischen Film wird auch hier die Realität und das Handeln der gezeigten Personen wie unter Hochglanzlack in einem Reinraum vorgeführt. Manchmal stört dieses demonstrative Pathos und die Künstlichkeit im Alltäglichen (wie wir es z.B. auch bei nahezu jeder Rede von Barack Obama vorgezeigt bekommen) empfindlich. Von diesem Vorwurf nehme ich aber Bening, Watts und noch zwei Männer, die in Nebenrollen agieren und nicht weiter auffallen, ausdrücklich aus.

 

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5. Mai 2011 10:15:32

… stimmgewaltig: Janis und Adele

Gemeint ist natürlich Janis Joplin, die unvergessene Sängerin mit der zerbrechlichen und aufwühlenden Stimme, die so sang, wie ein waidwundes Tier schreien würde, wenn es die Fähigkeit dazu besäße. Auf den Fotos, so auf denen, die Linda Mc Cartney von Joplin gemacht hat, erscheint sie derb, mit offensivem Lachen oder nachdenklich. Auf einigen sieht man aber auch die geradezu erschütternde Unsicherheit dieses Menschenkindes Janis, die mit nur 27 Jahren an der Einnahme (ich weigere mich, den üblichen Terminus „Überdosis“ zu verwenden, als ob es auch eine „vertretbare“ Dosis dieses Stoffes gäbe) von Heroin starb.

Keineswegs vergleichbar, aber in der wuchtigen Präsenz der Stimme ebenfalls erwähnenswert ist Adele, die bereits im März dieses Jahres auch schon im Berliner Huxley’s in der Hasenheide sang und heute (ebenso wie Karl Marx und mein Vater) Geburtstag hat und die mit „21“ ihre zweite CD veröffentlichte. Bereits der erste Titel dieser Scheibe bringt das, inzwischen oft zu hörende, rythmisch-stampfende „Rolling in the Deep“ zu Gehör. Erwähnenswert an dem zu diesem Titel laufenden Official Music Video ist natürlich der klassisch gestylte Haarschnitt (Dutt) mit dem Haarband. Mit dem Outfit könnte Adele glatt als mittelalterliches Burgfräulein durchgehen. Ich frag nicht, was sich der Vermarkter dabei gedacht hat – es sieht jedenfalls ganz putzig aus. Den zweiten Song „Rumour has it“ lege ich mal unter der Banderole „leicht nervig“ im Lagerraum ab. Wunderbar melodiös hingegen die Nr. 3 „Turning Tabels“.Wenn man etwas Janis Joplin heraushören möchte oder sich nur für einen Moment wünschen könnte, diesen Titel auch von Janis gesungen zu hören, dann ist es „Dont you remember“. Dieses Stück hat Hitqualität, was man von den folgenden „Set fire to the rain“ (starke Hymne) und „One and only“ ebenfalls sagen kann. Der letzte Titel der CD ist „Someone like you“, welcher Adele in der Stimmhöhe zwar an ihre Grenzen führt, dafür aber diese Zeile zu bieten hat: „Never mind I’ll find someone like you“. Und wem wird sowas schon balladenhaft hinterhergesungen?

Diese CD hat Qualität. Dass sie in England bei den Albumcharts elf Wochen auf Platz eins lag, erwähne ich hiermit. Die Musik gefällt mir trotzdem. Wenn man sich die Scheibe anhört, sollte man nichts anderes nebenbei tun. Es lohnt sich durchaus.

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Kategorie:

Musik | Pop

 

3. Mai 2011 15:30:27

… zu Menschen gerecht: Auftakt zum Wettbewerb für ein Logo für Menschenrechte

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Seit heute können Menschen aus allen Ländern bei einem internationalen Wettbewerb mitmachen, dessen Ziel es ist, ein global akzeptiertes Zeichen für die Menschenrechte zu finden. Zur Promotion fanden sich heute im Radialsystem unter der launigen Gesprächleitung des Komikers Michael Mittermeiers Bundesaußenminister Guido Westerwelle, die Menschenrechtsaktivistin Waris Dirie und der Designer Erik Spiekermann ein. Natürlich hoben alle hervor, wie wichtig es ist, ein schlagkräftiges Zeichen zu finden und legten dar, dass es der richtige Weg sei, dies in einem offenen Wettbewerb zu suchen. Zur Abstimmung wird nicht nur eine Jury herangezogen, sondern die Internetgemeinschaft aller Länder erarbeitet sich eine Vorauswahl, die von den Experten auf 10 zusammengeschrumpft wird, um dann im letzten Schritt, wieder die Web Crowd entscheiden zu lassen. Ich finde es gut und hab auch schon mitgemacht! Wer für meine Einreichung stimmen möchte, kann das hier tun.

Der Wettbewerb läuft bis zum 31. Juli.

www.humanrightslogo.net

 

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