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Archiv der Kategorie ‘Berliner Bezirke‘

28. Januar 2011 19:39:17

… aufgestoßen: Grüne Woche – ein deutsches Völlegefühl

Jedes Jahr im Januar:
Menschen durch die Hallen schieben,
ob’s ein einzelner nur war,
wird als Masse doch getrieben.
Passt in diesen Bauch noch etwas rein? Ja oder nein?!

Wurst, Fleisch, Fisch, Lärm ohne Ende,
Verkäufer mit Hallotria,
Bier, Wein, Werbung, Zwischenwände,
hoch die Gläser, ist doch klar!
Passt in deinen Kopf noch etwas rein? Ja oder nein?!

Schwere Beutel, rote Köpfe,
lachen, tanzen, bisschen snacken;
guck dem Chefkoch in die Töpfe.
Her den Schnaps und Kopp in Nacken.
Kann das gut für deine Leber sein? Ja oder nein?!

Hochgezüchtet, kann kaum laufen,
und die Super-Zeugungs-Hoden –
hörst du dort den Bullen schnaufen –
hängen beinah bis zum Boden.
Passt dies Tier noch in die Tierwelt rein? Ja oder nein?!

Pfeif auf alle Dioxine!
Kauf nur billig – spar Prozente.
Jedes Tier wird zur Maschine,
kriegt auch Öl; Medikamente.
Welcher Dreck soll noch hinein? Armes Schwein!

Nahrungsqualität wird sinken.
Geschmacksverstärker-Batterie,
Konservierungsstoffe winken,
es grüßt dich: Deine Allergie.
Aus welchem Stoff wird mal dein Körper sein? Oh, nein.

Irgendwann wird man uns testen,
Mensch, dann sperrt man dich in Boxen,
pumpt dich voll und wird dich mästen,
wird dich halten wie den Ochsen.
Alptraum, Alptraum, halte ein. Lass mich sein.

 

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18. Januar 2011 14:33:03

… geometrisch: ABSALON im KW

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Irgenwie schafft es das KW immer wieder spannende Ausstellungen völlig langweilig zu kommunizieren. So jetzt wieder bei ABSALON. Eher zufällig bin ich in die Ausstellung geraten, weil ich mal wieder die Auguststraße der ganzen Länge nach abgeklappert habe. Den Pressetext hatte ich gelesen und dachte „na ja“. Dabei ist die Ausstellung wirklich schön, beeindruckend und hoch ästhetisch.

Absalon, ein für immer jung bleibender, israelischer Künstler, da er schon vor 18 Jahren im Alter von 28 verstorben ist, entwarf und baute minimalisierte Lebensräumen, kleinen Kammern und höhlenartige Bauten, die aus geometrischen Grundformen zusammengefügt sind. Was er damals penibel aus Karton, Gips, Holz und immer weißer Farbe zusammensetzte, wird heute mit ein paar Mausklicks über Boolesche Rechenoperationen in 3D-Programmen erzeugt. Doch welch ein Unterschied, haptisch wie körperlich, ist es doch, diese Zylinder, Kugeln und Kuben tatsächlich im Raum stehen zu haben, sie begehen und anfassen zu können.

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13. Januar 2011 20:59:27

… alltäglich: S-Bahn-Momente

Der S/U-Bahnhof Friedrichstraße ist einer d e r Ameisenhaufen Berlins. Was läuft, steht, drängelt, quengelt, quallert dort täglich nicht alles scheinbar planlos durcheinander; über schmale Treppen, deren noch schlankere, bewegliche Verwandten, auf Bahnsteigen, durch Läden, an Kiosken vorbei, hinunter, hinauf, hinein und hinaus. Bestellend, bezahlend, essend, verdauend. Eng an eng stehend oder linksspurig überholend, gassenbildend vor dem Einsteigen oder traubenbildend vor dem Aussteigen. Menschen folgen auf unsichtbaren Spuren einem inneren Kompass, streben, ob winters, sommers, tags oder nachts, ihrem Ziel zu, morgens mit den Gedanken oft schon dorthin vorauseilend, wo sie mit ihrem Körper erst noch hin wollen.

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9. Januar 2011 19:52:15

… Rückblick: Jenny Gröllmann und Ulrich Mühe

Es gibt ja immer noch Landsleute, die glauben, das Leben in der DDR ausreichend zu kennen, nur weil sie den Film „Das Leben der Anderen“ gesehen haben. Doch das ist hier nicht mein Thema, sondern die beiden Schauspieler Ulrich Mühe – der in diesem Streifen mit der ihm eigenen Darstellungskunst einen Offizier der Stasi spielte – und Jenny Gröllmann. Die beiden waren zwischen 1984 und 1990 miteinander verheiratet.

Im folgenden wird nun an einen Film erinnert, der bereits 1984/85 in der DDR unter der Regie von Hermann Zschoche entstand und der schon damals das herausragende, schauspielerische Vermögen von Ulrich Mühe zeigte: „Hälfte des Lebens“. In diesem Werk geht es um den Dichter Friedrich Hölderlin (1770-1843), genauer gesagt um einen Zeitraum aus dessen erster Lebenshälfte. … Weiterlesen

 

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30. Dezember 2010 16:53:05

… Von oben: „Die Möwe“ im Deutschen Theater

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Die Möwe
von Anton Tschechow; Regie: Jürgen Gosch (Premiere 20.12.2008, Deutsches Theater Berlin); Foto: Matthias Horn; Auf dem Bild: Meike Droste (Mascha), Kathleen Morgeneyer (Nina Michailowna Saretschaja ), Christoph Franken (Semjon Semjonowitsch Medwedenko)

Immer wieder Tschechow. Die Berliner lieben ihn. Nach „Onkel Wanja“ (2009 mit kräftigem Spiel in den Sophiensaelen), dem umjubelten „Onkel Wanja“ im Deutschen Theater, dem sehr konzentriert aufgeführten „Krankenzimmer Nr. 6“ (erneut DT), nun „Die Möwe“ – wiederum in der Schumannstraße. Wenn ein Stück wie dieses – Regie Jürgen Gosch, der leider im Juni 2009 verstarb – schon ein längeres Weilchen vor vollem Haus gespielt wird, dann ist es gut geraten. Dennoch ist das nur bedingt tröstlich, wenn, wie jetzt, nur noch Plätze im zweiten Rang zu bekommen waren. Man schaut von ganz oben den Schauspielern auf die Köpfe, sieht die Mimik kaum und konzentriert sich – aus Not wird Tugend – auf die Stimmen, den Klang, die Sprache, die Bewegung.

Da fielen mir zuerst der Literat Trigorin (Alexander Khuon) und der Arzt Dorn (Peter Pagel) auf. Beide waren wohl zufrieden mit ihrem Dasein, ob quirlig, aufbrechend, von sich selbst angetan der eine oder praktisch, ländlich, unspektakulär handelnd der andere. … Weiterlesen

 

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27. Dezember 2010 02:24:13

… am Fluss: Thomas Rauchfuß im Rio Grande

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Seit Februar des Jahres heißt die Straße am Westufer der Oberbaumbrücke nicht mehr Groebenufer. Sie war bis dahin nach Otto Friedrich von der Groeben (1657-1728) benannt, der im ehemalig kurbrandenburgisch annektierten Ghana einen Sklavenverschiffungshafen errichtete, von wo aus über 30000 Afrikaner verschifft und verkauft wurden. Statt dem schändlichen Kolonialismus auf diese Weise noch nachträglich und fortgesetzt Ehre zukommen zu lassen, erinnert der neue Straßenname „May-Ayim-Ufer“ nun an eine Pionierin der afro-deutschen Kulturbewegung. Und das ist gut so!

An diesem Ort, an dem die jetzt wieder vollständig renovierte Doppelanlegestelle aufgebaut wurde, residiert das Restaurant Riogrande geführt von Edith Berlinger und Dietmar Schweitzer, dem österreichischen Pärchen, das durch das Horváth am Paul-Linke-Ufer und das Jolesch (inzwischen abgegeben) in der Muskauer Straße reichlich Erfahrung mitbringen. Schon im Jolesch hing sehr lange ein imposanter neoexpressiver Triptychon von Thomas Rauchfuß, auf dem eine Gesellschaft rund um ein auf dem Tisch liegendes, blutend aufgeschlitztes Schwein feiert. Nun am neuen Ort hängen wieder drei Bilder, auch sie gehören zusammen, sind aber doch einzelne Bilder. … Weiterlesen

 

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26. Dezember 2010 02:01:40

… nicht Sarrazinland: Genetik, Religion und Teihabegerechtigkeit

jon beckwith about sarrazin

Vorhin sah ich die Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten zwischen all den staatstragenden „Ehrenamtlichen“ und da fühlte auch ich mich von den warmen Worten angesprochen, ein paar abschließende Gedanken zusammenzufassen.

Der folgende Text bezieht sich auf verschiedene Gegebenheiten, Sendungen und Events, die alle schon ein bisschen länger zurückliegen, doch deren thematischer Zusammenhang am Ende dieses Jahres so aktuell ist wie nie. Bei den Veranstaltungen in Berlin war ich selbst in geringem Umfang beteiligt, oder zumindest anwesend, so dass ich mir erlaube aus eigener Sicht einen Beitrag zum großen Debattenthema des Jahres 2010 zu leisten. Das Thema könnte lauten: „Was wird aus dem unbestreitbaren Multikulti-Staat Deutschland?“ oder provozierend in sarrazinscher Manier: „Lassen sich Muslime in einen demokratischen Staat (wie die Bundesrepublik) integrieren?“ … Weiterlesen

 

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13. Dezember 2010 17:10:43

… zweimal Benn: einmal gut, einmal nicht

Zwei neue Bücher zu Benn, Biografisches. Man nähert sich skeptisch diesen Sachen, da alles gesagt scheint, Neues kaum zu erwarten und die Kanonisierung Benns endgültig vollzogen ist – obwohl oder gerade weil er so lange Zeit so unkanonisierbar schien. Aber seit Theweleits Kanonade mit Blumen, seit der feurigen Biographie von Fritz J. Raddatz und Helmut Lethen weiß jeder, dass die Trias der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Rilke – Brecht – Benn heißt. Wer von den Jahrgängen 1900 bis 1950 dazukommt, wird sich herausstellen, es sieht außer für Enzensberger für niemanden gut aus. Wir bitten die Anhänger Celans, Nelly Sachs’ oder Bachmanns, die Kärtchen einzureichen. (Bobrowski? Rühmkorf?)

Joachim Dyck verfolgt „Benn in Berlin“, das riecht nach veritabler Biographie, hat Gottfried Benn doch den allergrößten Teil seines Lebens (1886 bis 1956) in Berlin verbracht (1904 bis 1956, sieht man von soldatischen Pflichten in zwei Kriegen sowie von zwei Jahren Hannover ab). Dyck malt tatsächlich das übliche Bild, alles bekannt, vielleicht hat er noch winzige Details dazugetuscht, belanglos, denn das Buch hat eine ganz andere Stoßrichtung – es versucht eine Art später Entnazifierung Benns durch pures Verschweigen. Das ist peinlich weil unnötig, hat Benn doch gerade durch seine Haltung zur Kernfrage des Deutschseins im 20. Jahrhunderts –Totalitarismus / Politisierung der Künstler und Intellektuellen / Habitus des Verschweigens – den Status erreicht, den er unwideruflich hat.

Jeder weiß, dass das deutsche Debakel, die deutsche Katastrophe und das deutsche Verhängnis mitten durch den ewig müden Arzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten Gottfried Benn ging. Und seither weiß jeder, … Weiterlesen

 

 

21. November 2010 22:20:45

… schlank und brilliant: mini-Mahler im Kammermusiksaal der Philharmonie

minimahler

Vor einiger Zeit war ich in einem verblüffenden und großartigen Konzert. Unter dem Namen „mini-Mahler“ findet derzeit im kleinen Saal der Philharmonie eine dreiteilige Konzertreihe statt, die sich auf den „Verein für private Musikaufführungen“ bezieht, der von 1918 bis 1921 in Wien von Arnold Schönberg und seinen Schülern gegründet wurde. Damals veranstalteten die Protagonisten einer neuen experimentelleren Generation Konzerte im geschlossenen Kreis, für die oft extra neue Kammerorchesterfassungen von Sinfonien oder anderen großorchestralen Werken zeitgenössischer und in der Presse geschmähter Komponisten geschrieben wurden. Die Konzerte hatten ausdrücklich didaktisches Format, wodurch die neuartige Musik begreiflich gemacht werden sollte. So wurden hochkonzentrierte Versionen der Werke vieler Komponisten geschaffen, und die damals teils spektakulär neue Musik bekam auf diese Weise überhaupt eine Chance zur Aufführung. Die missmutige Presse musste übrigens draußen bleiben.
Das ist heute anders, denn zumindest ich als Blogger … Weiterlesen

 

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6. Oktober 2010 19:11:16

… in der staatlichen Münze: Die Berliner Liste 2010, die etwas experimentellere Kunstmesse

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Samuel Salcedo „Pals“(2010)

Bieniek Sebastian „Please believe me!
I’m Cicciolina on facebook“ (2010)

Die Macher der Berliner Liste haben auch in diesem Jahr ein neues altes Gebäude für die Kunst erschlossen. Diesmal ist die Kunstmesse in den ehemaligen Räumen der Staatlichen Münze am Molkenmarkt 2 untergebracht, also nur einen Steinwurf entfernt von Wowis Roten Rathaus.

Das Haus alleine ist schon einen Besuch wert, denn hier ist er in den ramponierten Gängen noch zu spüren, der fiebrige Atem der Umnutzungsapologeten, die in den 1990ern ein Großobjekt nach dem anderen (Kulturbrauerei, Arena Treptow u.v.a.) neuen Verwendungen zugeführt haben. … Weiterlesen

 

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